Brötchen und Spiele

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Größenwahnsinn mit Methode: Die sächsische Olympiabewerbung soll vor allem der Stimmung im Land aufhelfen

In Sachsen derzeit auch nur leise Zweifel am Sinn der Leipziger Olympiabewerbung 2012 zu äußern, käme etwa der Zubereitung eines Rumpsteaks in Neu-Delhi gleich. Der Olympiataumel kennt keine Grenzen und keine Parteien mehr. Keiner bleibt draußen, der nicht seinen politischen Selbstmord plante. Wer sich für einigermaßen prominent hält, lässt sich mit einem markigen Spruch in Zeitschriften aller Couleur ablichten und kassiert nebenbei etwas vom Imageprofit der fünf Ringe.
Es überrascht nicht, dass der Ex-Sachse und Fußballer des Jahres Michael Ballack für die „große Sache“ plädiert. Doch nicht nur Sportlern und ehemaligen wie Muhammad Ali wäre es „eine sehr große Ehre und eine aufrichtige Freude, 2012 die Olympische Flamme in Leipzig zu entzünden“, wie ihn die MDR-Zeitung „mittendrin“ zitiert. Auch Erich Loest, die Prinzen, Peter Sodann oder zumindest Stammgästen bekannte Leipziger Küchenchefs äußern sich in der Werbezeitung der Olympia-GmbH ähnlich. Die weiß inzwischen einen in der Spendenakquisition so erfahrenen Mann wie Uraltkanzler Helmut Kohl an ihrer Seite, der die Leipziger wegen ihrer Montagsdemos von 1989 für besonders geeignet hält. Dieses „Wunder von Leipzig“ hat auch Hans-Dietrich Genscher zur Zustimmung bewogen, dessen Heimatstadt Halle sich nebenbei auch ein Häppchen vom Olympiakuchen erhofft. Sogar Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit scheint überhaupt nicht neidisch zu sein und versichert dem Leipziger Genossen Wolfgang Tiefensee seine „Sympathie und Solidarität“. Wobei man nicht so genau weiß, ob hinter solchem Wohlwollen nicht die blanke Schadenfreude steckt, denn die gescheiterte Berlin-Bewerbung für Olympia 2000 kostete den Steuerzahler 200 Millionen Mark und zog einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss nach sich.

Doch die sächsische Staatsregierung hat bekanntlich einen ehemaligen straffen Staatssäckelbewahrer an ihrer Spitze und ist vor derartigen Pleiten gefeit. Denn hinter Leipzig stehen die inzwischen allerdings leicht frustrierten Partnerstädte Riesa, Chemnitz und Dresden und vor allem die prall gefüllte Staatskasse des Freistaates. Georg Milbradt investiert nur, wo es sich lohnt. Vorsichtige 4,5 Millionen Euro kostet erst einmal die Teilnahme am innerdeutschen Wettlauf mit Düsseldorf, Frankfurt/Main, Hamburg und Stuttgart. Den entscheiden am 12. April die 139 Mitglieder des Nationalen Olympischen Komitees. Wenn es ernst würde, käme es Sachsen allerdings ein bisschen teurer. Mindestens 30 Millionen Euro müssten für die 2005 zu entscheidende internationale Bewerbung hingeblättert werden. Und könnte sich gar das Internationale Olympische Komitee keine geeignetere Stadt als Leipzig vorstellen, wären rund 2,6 Milliarden Euro fällig. Die musste die Landesregierung erst einmal garantieren, als am 31. Oktober des Vorjahres die Herren des NOK Leipzig hochnotpeinlich visitierten. Was ihr angesichts des Euphoriepotentials im Freistaat offenbar leicht fiel. „Hier kalkuliert nicht nur der nüchterne Verstand, hier schlägt das Herz für Olympia“, zeigte sich sogar der kühle Rechner Milbradt enthusiasmiert.
Den größten Anteil würden mit 1,5 Milliarden Euro die Wettkampfstätten und das olympische Dorf schlucken. Hinzu käme eine halbe Milliarde für die Verkehrsinfrastruktur. 1,4 Milliarden Euro der Gesamtinvestitionen entfielen auf nachhaltig genutzte Anlagen, argumentiert die Staatsregierung. Und eine reichliche halbe Milliarde auf ohnehin fällige Infrastrukturmaßnahmen, die im Erfolgsfall vorgezogen würden. „Low cost games“ sollen es dennoch in Leipzig werden, wie in schönstem Deutsch eine in noch schönerer Sprache betitelte „Machbarkeitsstudie“ schreibt. „Temporäre Bauten“, die das IOC bezahlte, könnten Kosten und Flächenverbrauch minimieren.
Die bereits im Juni 2001 vorgelegte Studie war von der Staatsregierung in Auftrag gegeben worden, nachdem die Olympiaidee des umtriebigen Riesaer Sport-Oberbürgermeisters Wolfram Köhler die Massen ergriffen hatte und zur materiellen Gewalt zu werden drohte. Für damals 160.000 Mark fiel das Ergebnis wunschgemäß aus: Nichts ist den Sachsen unmöglich! Die 2,6 Milliarden Euro würden außerdem nicht allein dem Freistaat zur Last fallen. Auch der Bund finanzierte mit, und die Stadt Leipzig hat bereits 121 Millionen zugesagt.
Und was kommt „hinten raus“? Die IHK Leipzig ließ das Dortmunder Institut für sozialwissenschaftliche Technikforschung diese Frage in einem weiteren Gutachten beantworten. Bei den eigentlich lukrativen Fernseh-Übertragungsrechten ist für die Gastgeber nichts zu holen. Bleiben prognostizierte 355 Millionen Euro Einnahmen aus Kartenverkäufen. 1,1 Milliarden Euro sollen Touristen bringen, deren Zahl sich auch danach in Leipzig um 4 Prozent dauerhaft steigern könnte. 7.800 Dauerarbeitsplätze und 30.000 Kurzzeitarbeitsplätze würden entstehen. Sogar der eher linkskritische Bremer Wirtschaftswissenschaftler Prof. Rudolf Hickel spricht mit Blick auf den Konkurrenten Hamburg von einem riesigen regionalen Wirtschaftsimpuls durch die Spiele, wenn, ja wenn die Refinanzierung der Investitionen „vernünftig organisiert“ wird.
Im Mittelpunkt aber steht symbolische Politik. Jeder redet vom Imagegewinn und natürlich von der „Chance für Sachsen“, wie der für Sport mitzuständige Kultusminister Karl Mannsfeld in der jüngsten Sportdebatte des Landtages im März. Dann kam der entscheidende Satz: Die Spiele könnten „dem Aufschwung Ost neue Impulse verleihen“. Es geht im Klartext also um das Prinzip Hoffnung angesichts der mageren Perspektiven im Land. Stillschweigend wird vorausgesetzt, dass sich Olympische Spiele auf jeden Fall für die Gastgeber lohnen.
Doch im Grunde müssen Leipzig und Sachsen froh sein, wenn sie zwar den Imageprofit der Bewerbung einstreichen können, vom handfesten Risiko der Ausrichtung aber verschont bleiben. Niemand sagt bislang, zu wessen Lasten die Investitionskosten aufgebracht werden sollen. Kulturleute befürchten angesichts der in den Schubladen schmorenden drastischen Abbaupläne einiges. Der Milliardenverlust der EXPO 2000 in Hannover ist noch nicht vergessen, für den öffentliche Bürgschaften aufkommen mussten. Das Debakel der Berliner Olympiabewerbung liegt schon etwas länger zurück.
Wer wenige Wochen vor der alles entscheidenden Präsentation am 12. April skeptische Überlegungen anstellt, läuft natürlich Gefahr, als Ketzer am olympischen Feuer gebraten zu werden. Zumindest in Sachsen. Österreichische Gegner der Salzburger Winterspielbewerbung 2010 beispielsweise stellen bedenklichere Analysen ins Internet. Sie bestreiten kurzfristige Effekte insbesondere beim Tourismus nicht. Nach aller Erfahrung würden sich aber veranschlagte Kosten vervielfachen und in der Regel durch staatliche Zuschüsse ausgeglichen werden müssen. Das japanische Nagano ist 1998 daran pleite gegangen. Wirtschaftliche Erwartungen werden meist überhöht, ökologische Auswirkungen meistens untertrieben. Alles in allem ein Vabanquespiel, konstatieren unter anderem Untersuchungen der Wirtschaftshochschule Luzern in der Schweiz.


april03Dieser Text erschien in der Stadtstreicher-Ausgabe 04/2003.


Doch solche Skeptiker oder gar Oppositionelle wie auch in den konkurrierenden deutschen Bewerberstädten gibt es in Sachsen nicht. Das freut den Präsidenten des Landessportbundes Sachsen und CDU-Generalsekretär Hermann Winkler. Für ihn ein entscheidender Standortvorteil. Der letzte, der öffentlich vorsichtige Einwände äußerte, war André Hahn, parlamentarischer Geschäftsführer der PDS-Landtagsfraktion. Als Torjäger des „FC Landtag“ und ehemaliger Schiedsrichter gewiss kein Sportfeind, tat er es in einer Landtagsdebatte vom November 2001 mit Montreal-Krawatte von 1976 und Leipziger Olympia-Sticker. Sachsen könnte sich überheben, warnte er. Es sei zu fragen, ob die Mittel für eine mit hoher Wahrscheinlichkeit aussichtslose Bewerbung nicht besser für die direkte Sportförderung im Lande einzusetzen wären. Für die Unwahrscheinlichkeit eines deutschen Bewerbungserfolges führte er allein schon die Statistik ins Feld. So gut wie nie sei eine Stadt bei der ersten Bewerbung erfolgreich gewesen. Nach Athen 2004 und China 2008 sei es nach den Gepflogenheiten des IOC äußerst unwahrscheinlich, dass erneut ein europäischer Kandidat berücksichtigt wird. Überdies gibt es mit Paris oder
Moskau noch gewichtige Konkurrenten.
Nicht genug der äußeren Feinde. Im Herbst des Vorjahres fabrizierten die Leipziger auch noch ein Eigentor nach dem anderen. War zum Turnfest schon Geschäftsführer Volker Mattausch als früherer Stasi-Zuträger enttarnt worden, holte nun auch Sachsens Schwimm-Verbandschef Klaus Katzur die Vergangenheit ein. Zugleich musste Leipzig die für diesen Mai geplanten deutschen Schwimm-Meisterschaften wegen Finanzierungsproblemen zurückgeben. Fußball-Randale fanden sich in der überregionalen Presse wieder.
Dann wackelte im November auch noch die heilige Allianz der Partnerstädte. Denn nach einer IOC-Forderung dürfen die Sportstätten nicht weiter als 55 Kilometer oder 60 Autominuten voneinander entfernt sein. Blieb für Chemnitz nur noch der Fußball und für Dresden ein bisschen Tennis und die Reiterei in Moritzburg. Die Landeshauptstadt träumt dennoch weiter vom schmucken Olympiapark, obgleich dort nur ein knappes Drittel der Bürger an einen Erfolg der Bewerbung glaubt.

Sind „Spiele mit uns“ also nur sächsischer Größenwahnsinn mit Methode? Zwei vernichtende Studien der Unternehmensberatung Berger und des Sportprofessors Gerhard Schewe sahen Leipzig weit abgeschlagen. Doch jüngere Signale leuchten eher grün. Auf der Internet-Seite der Olympia-GmbH stimmen unverändert 77 Prozent für die Bewerbung. In der Stadt Leipzig sollen es sogar 92 Prozent sein. Und deutschlandweit will das Magazin „Stern“ 30 Prozent pro Leipzig ausgemacht haben! „Langsam“, bremst GmbH-Geschäftsführer Dirk Thärichen, „die Bevölkerung ist nicht das NOK“. Aber auch das hat bekanntlich im Bericht seiner Evaluierungskommission Mitte März Leipzig auf Platz zwei knapp hinter Hamburg gesetzt.
Alles komme nun auf die perfekte Inszenierung der Viertelstunden-Präsentation am 12.April an, sagt Thärichen. Von einem Bestechungs-Präsentkorb mit Leipziger Allerlei, analog der Aktion des Satiremagazins „Titanic“ vor der Vergabe der Fußball-WM 2006, will er nichts wissen. Auch nichts von einem Mitleidsbonus für den entwicklungsbedürftigen Osten.
Das meint auch Sportbundspräsident Hermann Winkler. Vielleicht sei Leipzig sogar der Angstgegner für die westdeutschen Bewerber. Viele internationale Sportfunktionäre wie der Ägypter Hassan Mustafa als Präsident des Welthandballverbandes haben an der DHfK Leipzig studiert und brächten Sympathien ein. Diese Sporthochschule würde Winkler übrigens nie mehr so abwickeln wie 1991, und die Bewerbung Leipzigs ist wohl ein Stück Genugtuung dafür. „Auch wenn sie nicht erfolgreich ist, hat der Sport dadurch an Ansehen gewonnen“, konstatiert Winkler einen Minimalgewinn für Sachsen. „Wir machen Sachsen bekannter“, tröstet Ministerpräsident Milbradt.
Das klingt nicht verbissen, und trotz des einstimmigen Olympiajubels wirkt der Einsatz relativ locker. Weil es letztlich nicht um Olympia, sondern um einen Moralinstoß für Sachsen und den Osten geht. Die Fata Morgana, die motiviert und auf die man wacker zumarschieren kann. „Du hast ja ein Ziel vor den Augen“, sangen die FDJler einst. „Olympia kam als emotionales Ziel zur richtigen Zeit“, bekennt Milbradt im Interview der „Sächsischen Zeitung“ unumwunden.
Michael Bartsch

Am 12. April fällt die Entscheidung: Wird Leipzig und somit Sachsen der deutsche Olympiabewerber für 2012? Nach ersten Prognosen liegt Hamburg vorn. Doch Leipzig nicht weit dahinter.
Wir haben uns mit Barbara Ludwig, Olympiabeauftragte der Stadt Chemnitz, über die Bewerbung unterhalten.

Frau Ludwig, mal angenommen, Leipzig macht das Rennen. Welche Impulse könnte das für Chemnitz haben?
Es wäre nicht nur für Chemnitz ein Gewinn. Die ganze Region würde einen unglaublichen Schub in ihrer Entwicklung erhalten und könnte, dank der Olympischen Spiele, 10 bis 15 Jahre – gemessen an einer normalen Entwicklung – überspringen. Auch in Chemnitz wären die Effekte spürbar, wenngleich das im Moment schwer zu beziffern ist. Schließlich bewerben wir uns um ein Ereignis, das nicht übermorgen, sondern in neun Jahren stattfinden wird.
Auf alle Fälle gehört der Sport zu den Bereichen, die unmittelbar von der Bewerbung profitieren. Ich habe mit großer Freude festgestellt, dass in vielen Bereichen eine neue, große Aufgeschlossenheit für die Probleme des Sportes zu spüren ist. Der Sport wird durch die Olympiabewerbung endlich ernster genommen, nicht nur der Spitzensport, sondern auch der Schulsport, der Behinderten- und Vereinssport.
Darüber hinaus werden die Sportstätten davon profitieren. Wenn sich die besten Sportler der Welt vor unserer Haustür treffen, werden in Chemnitz auf alle Fälle moderne Trainingsstätten gebraucht. Geplant sind Investitionen in die Schwimmhalle im Sportforum und in die Leichtathletikanlagen. Und wenn in Chemnitz Vorrundenspiele im Fußball stattfinden, brauchen wir ein saniertes Stadion.

Und welche Nachteile könnte das für Chemnitz haben? Immerhin muss die Stadt dann womöglich mit weniger Landesmitteln rechnen, da jeder Cent für Olympia gebraucht wird.
Ich gehe gegenwärtig nicht davon aus, dass die Olympiabewerbung Nachteile für uns hat. Die Kosten der Bewerbung sind ebenso wie die Kosten der Ausrichtung Olympischer Spiele verantwortungsbewusst kalkuliert worden. Das Finanzierungskonzept wird durch viele Partner getragen und die finanziellen Aufwendungen verteilen sich auf breite Schultern. Neben der Ausrichterstadt Leipzig, den Landkreisen und Städten in der Olympia-region werden sich sowohl der Freistaat, die Bundesrepublik als auch zahlreiche namhafte Wirtschaftsunternehmen engagieren. Ich bin davon überzeugt, dass unterm Strich dank Olympia mehr Geld nach Chemnitz fließen wird als ohne die Bewerbung.

Anfänglich ging es um eine sächsische Bewerbung. Dresden und Chemnitz sind auf halbem Weg abgehängt worden. Hat das die Unterstützung durch die Stadt Chemnitz beeinträchtigt?
Es geht auch jetzt noch um eine Olympiabewerbung, die von einer ganzen Region getragen wird. Dresden und Chemnitz sind nicht abgehängt worden. Wer so argumentiert, hat nicht verstanden, worauf es bei der Olympiabewerbung ankommt. Das Nationale Olympische Komitee legt ebenso wie das Internationale Olympische Komitee großen Wert auf ein kompaktes Konzept mit kurzen Wegen für Sportler und Zuschauer.
Auch wenn es für uns schmerzlich ist, aber sowohl Dresden als auch Chemnitz sind nun einmal nicht innerhalb der geforderten 60 Minuten vom Olympischen Dorf aus erreichbar. Das kann nur auf der Schiene gewährleistet werden, entspricht aber nicht dem vom NOK favorisierten individuellen Beförderungskonzept auf der Straße.
Mit der folgerichtigen Überplanung des Sportstättenverteilungskonzeptes Ende letzten Jahres nach dem Besuch der Evaluierungskommission hat Leipzig das getan, was auch wir in der gleichen Situation getan hätten, nämlich seine Chancen im nationalen Wettbewerb gewahrt. Dass diese Entscheidung notwendig und richtig war, zeigt das hervorragende Abschneiden im Evaluierungsbericht, der kürzlich veröffentlicht wurde.

Mancher hat ja schon von einer neuen Radrennbahn geträumt und an den Stadion-Entwurf von  Prof. Kulka für die geplante Leichtathletik-Europameisterschaft 2002 erinnert. Sind all die Träume mit der Absage aus Leipzig geplatzt, oder ist die Bewerbung für ganz Sachsen ein Signal zur sportlichen Mobilmachung?
Geplatzt sind die Träume von Olympiamedaillen, die in Chemnitz vergeben werden. Chemnitz ist nach wie vor als Austragungsort für Fußball-Vorrundenspiele vorgesehen, und auch das Internationale Jugendlager mit über 2000 Jugendlichen aus der ganzen Welt soll dank der hervorragenden Bedingungen auf dem Campus der Technischen Universität Chemnitz stattfinden. Hinzu kommen Trainingsstätten in den Sportarten Leichtathletik, Fußball und Wasserball.
Aber auch unabhängig von der Olympiabewerbung muss die Stadt weiter an der Verbesserung der sportlichen Infrastruktur arbeiten. Sowohl die Radrennbahn als auch das Stadion im Sportforum benötigen aufgrund ihres Bauzustandes dringend eine Verjüngungskur, wenngleich bis dahin noch einige Jahre vergehen werden.
Man muss sich vor Augen halten, dass die Olympiabewerbung keine regionale, sondern eine nationale Aufgabe ist. Spätestens ab dem 12. April 2003 geht es nicht mehr um Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Leipzig oder Stuttgart, sondern um eine tragfähige deutsche Olympiabewerbung, die möglichst von der gesamten Bevölkerung unterstützt werden soll.
Das erklärte Ziel des Deutschen Sportbundes und des Nationalen Olympischen Komitees besteht darin, den jetzt schon in den fünf Bewerberregionen festzustellenden neuen Schwung auf das ganze Land zu übertragen. Insofern ist die Olympiabewerbung ein Aufbruchsignal für den Sport in Deutschland.

Wie stand und steht eigentlich die Chemnitzer Wirtschaft hinter dem Vorhaben „Spiele mit uns“?
Leider eher zurückhaltend. Ich habe viele Gespräche geführt, in denen ich bei Vertretern der Wirtschaft ein großes Interesse und Zustimmung für unsere Bewerbung gespürt habe. Einige Unternehmen beteiligen sich trotz der allgemein spürbaren konjunkturellen Flaute auch in dieser frühen Phase bereits durch Geldspenden oder Sachleistungen an den Bewerbungskosten. Ich denke hier beispielsweise an die Initiative „Ingenieure für Olympia“, an der sich auch Unternehmen aus Chemnitz tatkräftig beteiligen.
Insgesamt gibt es aber im Vergleich zu Unternehmen aus dem Raum Leipzig noch Nachholebedarf.

Gibt es statistische Erhebungen oder Befragungen, die die Meinung der Chemnitzer Bürger zur Leipziger Olympiabewerbung wiedergeben? Wenn ja, wie ist das Ergebnis?
Nein. Ich bin aber davon überzeugt, dass die meisten Chemnitzerinnen und Chemnitzer ihre Enttäuschung verdaut haben und erkennen, dass die Olympiabewerbung eine große Chance für unsere Region und den ganzen Osten ist. Die Anfang des Jahres vom Nationalen Olympischen Komitee in Auftrag gegebene Umfrage hat ergeben, dass in der Region Leipzig über 92 Prozent der Befragten die Olympiabewerbung unterstützen. Das ist das beste Ergebnis unter den fünf deutschen Bewerberstädten.
Da ich weiß, dass die Chemnitzerinnen und Chemnitzer sehr wohl über ihren eigenen Tellerrand hinausblicken, kann man das Ergebnis sicher ohne große Abstriche auch auf Chemnitz übertragen.

Fotos: Henne, Stadt Chemnitz