Wir Chemnitzer lieben unsere Festivals. Das splash!-Festival war unser ein und alles. Selbst nach diesem Verlust sind wir immer noch treue Besucher und es ist und bleibt unser Festival. Seit vier Jahren können wir uns aber auch wieder glücklich schätzen, denn mit dem Kosmonaut-Festival können wir wieder ein Festival stadteigen nennen. Zwei der Veranstalter der beiden Festivals, Thomas Resch und Felix Brummer, erzählen davon, wie man sich nach einem Festival fühlt, wann die Planung für das nächste Jahr beginnt und welche Probleme immer wieder auftauchen.
Text: Lisa Fritzsche | Fotos: Ernesto Uhlmann
Dieser Artikel erschien zuerst im Stadtstreicher 09/2016. Dort außerdem: 10 schnelle Fragen &
10 schnelle Antworten an Thomas Resch und Felix Kummer.
Das erste splash!-Festival im damaligen Chemnitzer Kraftwerk fand 1998 mit einer Besucherzahl von 1.300 statt. Im Jahr darauf, erstmals am Stausee Oberrabenstein, waren es schon 10.000. Mittlerweile zieht das Festival 25.000 Besucher nach Ferropolis in Gräfenhainichen. War es früher nach Vollendung des splash!-Festival erst einmal ruhig, ist es heute ein Ganzjahresprozess. Das eine Festival ist noch nicht vorbei, schon wird darüber gesprochen, wer im Folgejahr auftritt. Was die größeren Acts betrifft, sind Planungen über eineinhalb Jahre im Voraus nicht selten.
Thomas Resch veranstaltet unter anderem das splash!-Festival. Das Erste, woran er denkt, wenn das splash!-Festival vorbei ist: „Ich würde jetzt gern eine Woche schlafen, aber in drei Tagen beginnt das Melt!.“ Und so passiert es dann, dass er oft erst im Oktober dazu kommt, richtig Urlaub zu machen. „Leider ist die Zeit nach einem Festival ähnlich intensiv wie die Zeit davor“, erklärt er. Eine Sache, die gerade über allem steht: „Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation. Da waren wir dieses Jahr leider echt mies.“ Und somit bleibt für Thomas Resch dieses Thema weiterhin an erster Stelle, weil es im Folgejahr besser laufen muss. „Die Kommunikation ändert sich ständig und entwickelt sich weiter. Es ist ein immerwährender Prozess und ich würde mich freuen, wenn wir nächstes Jahr sagen können, dass das dieses Jahr echt gut war.“
Worauf Thomas Resch beim splash!-Festival auch immer sehr großen Wert legt, ist der Bereich Customer Service. Dieser Bereich wächst jedes Jahr, weil es die Besucher einfach erwarten, dass sich um sie gekümmert wird. Klar, das kann jeder nachvollziehen, der schon einmal ein Festival besucht hat. Und dazu gehört auch der Service vor dem Festival und danach. Nächstes Jahr will das splash!-Festival noch mehr Übernachtungsmöglichkeiten und Service bieten. Bereits dieses Jahr waren auf dem Campingplatz kleine Holzhütten zu entdecken, in denen komfortabel übernachtet werde konnte. Was sich außerdem geändert hat, ist der Umgang mit den Wünschen, die Künstler haben. „Früher hat man sich beim Lesen der Hospitality Rider der Künstler oft gefragt, ob das alles wirklich ernst gemeint ist. Mittlerweile hat man sich auch an die kuriosesten Wünsche gewöhnt“, erzählt Thomas Resch. Da kommt es dann schon mal vor, dass der einfache Wunsch nach Socken oder Unterwäsche überlesen wird.
„Leider ist die Zeit nach einem Festival ähnlich intensiv wie die Zeit davor.“
Wann die Headliner fürs splash!-Festival feststehen, ist immer sehr unterschiedlich. Das splash!-Festival ist ein Festival in einer Größenordnung, bei der gerade im internationalen Segment oft gepokert wird. Thomas Resch erklärt: „Deshalb müssen wir sehr oft lange auf Entscheidungen warten, da uns hier schlicht die finanzielle Power fehlt und die anderen europäischen Märkte noch viel mehr Geld für ihr Programm ausgeben können.“ Das ist der Grund, warum sich das splash!-Festival, wenn es möglich ist, immer zuerst auf die nationalen Künstler fokussiert. Von diesen Künstlern verkaufen einige mittelweile deutlich mehr Tickets als die internationalen Acts. „Da uns aber ein ausgewogenes Line-up immer das allerwichtigste ist, dauert das Puzzlespiel in der Regel länger, als wir es gern möchten“, fügt Thomas Resch hinzu.
Wenn er sich etwas fürs splash!-Festival wünschen dürfte, wäre ihm das perfekte Festivalwetter jedes Jahr richtig viel wert. „Einen starken Headliner nehme ich natürlich auch gern. Und wir hätten ein Partyboot mit den besten DJs on Bord, welches ständig den Gremminer See auf und ab fährt.“
Nächstes Jahr wird dann 20 Jahre splash!-Festival gefeiert und Thomas Resch kündigt an, dass sich „auf das beste splash!-Festival aller Zeiten“ gefreut werden darf.
Thomas Resch gehört auch zu den Veranstaltern des Kosmonaut-Festivals, wie auch Felix Brummer. Mit seiner Band Kraftklub hat er dafür gesorgt, dass Chemnitz mehr Aufmerksamkeit bekommt und ein neues Festival. Das Kosmonaut-Festival fand erstmals 2013 statt, mit einer Besucherzahl von 6.000. 2015 und dieses Jahr waren es bereits 15.000 Besucher. Das Erste, an das Felix Brummer nach geschafftem Festival denkt, ist „Aspirin“.
Ist das Kosmonaut-Festival vorbei, ärgert sich Felix Brummer zusammen mit den anderen Veranstaltern über das Thema Wasserdruck. „Wie bekommt man es hin, dass genug Wasser aus den Duschen kommt, wenn am Samstagmorgen alle Rabensteiner und 15.000 Kosmonaut-Festivalen gleichzeitig duschen wollen? Das sind dann die Probleme, die man nicht mit Einsatzwillen und Kabelbindern lösen kann.“
„Wie bekommt man es hin, dass genug Wasser aus den Duschen kommt? wenn am Samstagmorgen alle Rabensteiner und 15.000 Kosmonaut-Festivalen gleichzeitig duschen wollen?”
Was beim Kosmonaut-Festival außerdem ein großes Thema ist oder eher nicht, ist Werbung und Sponsoring. Damit wird eher sparsam umgegangen, auch wenn den Veranstaltern dadurch Geld entgeht. „Wir glauben daran, dass die Leute es zu schätzen wissen, dass sie nicht die ganze Zeit mit Reklame bombardiert werden. Und sei es nur unterbewusst“, erklärt Felix Brummer. Und damit behält er vollkommen Recht. Das Kosmonaut-Festival besticht in allererste Linie durch die liebevoll gestaltete Deko und vor allem den geheimen Headliner. Unter anderem durften Marteria und Die fantastischen Vier die Kosmonaut-Festivalbesucher überraschen. Da muss Felix Brummer auch enttäuschte Kosmonaut-Festivalen in Kauf nehmen. Trotzdem: „Die Messlatte liegt hoch. Da haben wir natürlich den Anspruch, dass der geheime Headliner für nächstes Jahr mindestens genau so gut funktioniert. Wir haben jetzt schon einen Wunschact für nächstes Jahr.“ Es muss nicht extra betont werden, dass dieser noch geheim ist.
Nächstes Jahr feiert das Kosmonaut-Festival Fünfjähriges. Bisher steht noch kein Künstler fest, aber die Planung dafür hat bereits vor dem Kosmonaut-Festival 2016 begonnen. Mit ein bisschen Denksport, lässt sich erahnen, was auf uns zukommen wird. Natürlich dürfen dann wieder Tipps abgegeben werden, aber manchmal liegt das Offensichtliche eben doch nicht so nah. ■
Lisa Fritzsche